Prüfungsbericht

50:50 - Leichte Navigation und schwierige Seemannschaft in der Münchner Prüfung am 10.5.2003

Kurz und knapp: Ich hatte die Navigationsaufgabe problemlos gelöst. Alle Fragen und Angaben waren in den vorgesehenen 120 Minuten gut zu schaffen. Ganz im Gegensatz dazu standen die Aufgaben im Fach Seemannschaft: Entweder hatte ich das Falsche gelernt oder die Aufgaben waren weit hergeholt. Auf jeden Fall darf ich zur Seemannschaft noch einmal antreten. 

 

Die Aufgaben in der Navigation

In der Navigationsaufgabe galt es eine virtuelle Reise von Kiel nach Neustadt durch den Fehmarnbelt hindurch zu absolvieren. Gleich zu Anfang musste die Position mittels Kreuzpeilung bestimmt werden (Umrechnung Missweisende Peilung in die Rechtweisende Peilung), die Missweisung aus der Karte INT 36 herausgelesen werden, die Betonungsrichtung innerhalb des Fehmarnbelts erklärt werden und aus den Angaben zur Befeuerung und der Rechtweisenden Peilung, der angepeilte Ort bestimmt werden. Ebenfalls musste die Befeuerung der Brücke über den Fehmarnbelt detailliert erläutert werden. Um die ?Feuer-Aufgaben? zu komplettieren, galt es herauszufinden, welche beiden Feuer die Richtfeuerlinie im Fehmarnbelt bilden. Eine weitere Aufgaben bestand in der Überprüfung der Ablenkunkstabelle. Dazu segelte das Boot in der Richtfeuerlinie ? allerdings nicht zur Brücke hin, sondern von der Brücke weg. Es entfernte sich also von der Brücke. Um den Magnetkompasskurs von 117 Grad zu kontrollieren, musste also der Gegenkurs von 297 Grad mit der Richtfeuerlinie von 305 Grad verglichen werden. Distanzen und Koppelorte auf zurückgelegtem Kartenkurs waren ebenfalls zu berechnen und in die Karte einzutragen. Orte der Bestimmung wurden nur über Kreuzpeilungen oder GPS Positionen ermittelt. Hier war der Hinweis auf WGS 84 nicht unwichtig ? die Position des GPS kann direkt in diese Karte übernommen werden. Die Bestimmung der Besteckversetzung und die daraus resultierende Strömung war eine weitere Aufgabe. Es war kein Stromdreieck zu zeichnen, die Strömung spielte in dieser Prüfung keine Rolle.

 

Gezeitenaufgabe

Es galt die Höhe der Gezeit in ???? um 17:10 MESZ zu bestimmen. Aus diesen Ergebnissen mussten dann die herrschende Wassertiefe bestimmt werden. WT=Kartentiefe plus HDG. Weiterhin sollte man erklären, warum es in den Tabellen der A.T.T und den deutschen Gezeitentafeln Orte mit nur einer NWZ bzw. Hochwasserzeit gibt. Das war dort schon alles.

Elektronische Navigation

Hier drehte sich alles um das Radar. In der ersten Aufgabe sollte erklärt werden, wie man das Radar zu bedienen hat um eng nebeneinander liegende Objekte doch noch wahrnehmen zu können. Die radiale- und die azimutale Auflösung des Radars können durch die Entfernungseinstellung beeinflusst werden. Eine weitere Frage beschäftigt sich mit der Regen- und Seegangsentrübung. Hier sollte erklärt werden, wie diese zu bedienen sind.
Fazit: Die Navigationsaufgabe war in den 120 Minuten gut zu schaffen und meiner Meinung nach einfach zu lösen. Sie war nicht wesentlich schwieriger als eine SKS-Aufgabe. Wer 10 bis 15 Aufgaben flüssig und auf Zeit geübt hat, kann damit gut zurecht kommen.

Die Seemannschaft

Die Fragen zur Seemannschaft beschäftigten sich mit den Themenbereichen Stabilität, Schweres Wetter, Sicherheitseinrichtungen und Mensch über Bord. Beim Thema Stabilität wurde alles zum Thema rankes Schiff gefragt. Was sind die Vor- und Nachteile, die Stabilitätskurve, das Kränkungsverhalten und vieles mehr. Leider erscheint der Begriff "Rankes" Schiff nicht in den Lehrbüchern. Rank bedeutet soviel wie nicht stabil; ein rankes Schiff hat wenig Querstabilität und krängt leicht. So wie ich haben etwa 90% der Prüflinge geraten und dabei leicht daneben gelegen. Im Schweren Wetter musste erklärt werden, warum es von Vorteil ist, nur unter Top und Takel Leinen mitzuschleppen. Das Steuerverhalten bei überschlagenden Brechern sollte erklärt werden und als letztes musste das Verhalten der Welle unter Wasser erklärt werden. Beim Thema Sicherheitseinrichtungen wurde gefragt, welche beiden von der Kreuzervereinigung vorgesehenen Lenzeinrichtungen wie an Bord zu finden sein müssen. Hier war wohl die elektrische Bilgepumpe, die Handpumpe und auch die Schlagpütz gemeint. Was ich nicht beantworten konnte , war die Frage, welche Lenzeinrichtungen der germanische Lloyd für ein 8-10 Meter Yacht vorsieht. Die Lösung dieser Frage habe ich kurz zusammengefasst.

Der Mensch ging entweder unter Spinnacker oder ausgebaumter Genua über Bord. Das hierfür nötige Teardrop-Manöver (Achterholer los, vorsichtig aber entschlossen wenden, Maschine anwerfen und zum Mensch hinsteuern) sollte erklärt werden. Weiterhin sollte das Suchmuster zum Auffinden eines Überbordgefallenen erklärt werden. Als letzte Aufgabe musste bestimmt werden, wie weit die Sichtweite bei 4 Meter Augeshöhe bis zum Horizont beträgt.


Fazit: Alles in allem wohl nicht meine Themen. Ich war medizinisch fit, konnte die Sicherheitsausrüstung aufzählen, wusste was ich bei der Übernahme einer Charteryacht alles beachten sollte, konnte die Segelgarderobe für verschiedene Situationen einlagern, erklären wo ich den Mensch an Bord nehmen sollte, kannte die Feuerlöscher ? aber mit diesen Fragen haben mich die Prüfer kalt erwischt. Ich bin aber ganz beruhigt, ich war nicht der einzige, der bei dieser Prüfung durchgefallen ist. Ich bin der Meinung, dass diese Fragen nicht glücklich gewählt waren.